Weihnachten im Sommer? Für uns ungewohnt; die Bewohner der Südhalbkugel haben das jedes Jahr. Am 22. Juli holte die Grundschule im Rahmen des Schulfestes das im Dezember coronabedingt untersagte Weihnachtskonzert in der Turnhalle Weinberg nach, welche der besonderen Situation und den sommerlichen Temperaturen von über 30 Grad entsprechend dieses Mal nicht mit Christbäumen und Geschenkpäckchen dekoriert war, sondern mit Bildern aus Australien: Weihnachtsmänner auf dem Surfbrett, aufblasbare Schneemänner oder Familien bei der Strandparty. Ungewohnt aber auch das von Rektor Bencker komponierte und getextete Musical von der Weihnachtsgeschichte (bei dem ausnahmslos alle Kinder der Grundschule beteiligt waren): Ein Crossover aus kabarettistischen Elementen, hintergründigen Dialogen, szenischen Überraschungen und tiefgehenden Gedanken ließ die Szenerie in ernster, kritischer Betrachtung, aber auch mit Humor und Augenzwinkern immer wieder zwischen der biblischen Geschichte und der Gegenwart changieren. Ob als sternengläubiger, verrückter König Herodes, der auf Horoskope – in fränkischer Mundart – steht, ob als zarte Maria, welche mit einem schlichten, tiefgehenden Kinderlied ihr Neugeborenes in den Schlaf singt, ob als – zunächst – missmutige Hirten, die der Engel aufwecken muss und die dann urplötzlich zu einer tanzenden Alleskönner-Boy-group und zu Papa in Elternzeit mutieren, ob als Schutzengel, welche – wie auch der Schulchor – rein und sauber ihre Lieder darbringen, ob als freche Tierschar, welche in den Stall niemanden einlassen möchte, oder ob im dramatischen Showdown, bei dem die Soldaten des Herodes in einer rhythmischen Fecht-Kampf-Choreographie zum Horror-Movie-Sound die Haeven-Security besiegen: Die kleinen Schauspieler und Sänger zeigten bravouröse Leistungen und rissen die Zuschauer zuerst in ein Wechselbad der Gefühle und dann zu Begeisterungsstürmen. Eben ein besonderes Sommertheater.